Kurzdokumentation der Erprobungsphase

In Berlin und Bremen wurde gemeinsam mit engagierten Gastronom*innen Mehrwegangebote für Takeaway-Essen erprobt. In über 60 Betrieben mit unterschiedlichstem Profil wurden verschiedene Mehrwegangebote eingeführt und so ein direkter Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Die teilnehmenden Betriebe wurden in einer sechsmonatigen Erprobungsphase durch Beratungen und Schulungen sowie Informations- und Werbematerialien unterstützt.

Der Fokus lag in Berlin anfangs auf dem Befüllen kund*inneneigener Gefäße. In Bremen wurden Gastronomiebetriebe bei der Einführung eines Mehrweg-Poolsystems begleitet. Hierauf lag im zweiten Schritt auch der Schwerpunkt der weiteren Aktivitäten in Berlin.

Einige Erfahrungen aus den Erprobungsphasen finden Sie in der folgenden Übersicht.

Mehrweg-Region Berlin: Befüllen kund*inneneigener Gefäße

Art und Anzahl der beteiligten Gastronomiebetriebe

An der Erprobungsphase nahmen 23 Gastronomiebetriebe unterschiedlicher Größe mit einem breiten kulinarischen Angebot (u.a. arabisch, asiatisch, deutsch, indisch, italienisch, mexikanisch, türkisch) teil. Vertreten waren Restaurants, Cafés mit Mittagsangebot, Imbisse, eine Fleischerei mit täglich wechselnden Suppen, ein Bioladen mit Mittagstisch und eine Fastfood-Kette.

Unterstützung durch die Kampagne 'Essen in Mehrweg'
  • Beratung zu Abläufen, Schulung zu Hygienefragen, Handlungsempfehlungen/ Anleitungen zur hygienekonformen Annahme und Ausgabe der Gefäße
  • Bereitstellung von Werbe- und Informationsmitteln zur Kommunikation mit den Kund*innen
  • Verleih einer Mehrwegkiste mit Mehrweggefäßen in verschiedenen Größen für Vereine, Unternehmen, öffentliche Verwaltungen zur Erhöhung der Nachfrage
Erfahrungen

Die Rückmeldungen der teilnehmenden Gastronomiebetriebe waren im Großen und Ganzen positiv. Vor allem in Betrieben mit einer an ökologisch erzeugten und veganen Lebensmitteln interessierten Kundschaft war die Resonanz gut. Bei Betrieben mit überwiegend Laufkundschaft lief es erwartungsgemäß schlechter als bei denen, die einen festen Kund*innenstamm haben. Auch die Art der Speisen spielt eine Rolle: Generell hatten Gastronomiebetriebe mit Speisen, die gut aus der Hand gegessen werden können, wie Döner oder Falafel weniger Kund*innen, die das Angebot angenommen haben, als Betriebe, die Mittagsmenüs ausgeben. Besonders auffallend war die positive Entwicklung bei den Betrieben, deren Betreiber*innen und Mitarbeiter*innen von der Mehrweglösung überzeugt waren und ihre Kund*innen darauf angesprochen haben, eigene Gefäße mitzubringen.

Die bereitgestellten Werbematerialien, wie Thekenaufsteller und Türaufkleber wurden als hilfreiche Ergänzung für die Kommunikation mit der Kundschaft eingeschätzt. Dabei war es wichtig, dass sie gut sichtbar aufgestellt bzw. angebracht waren. Von einigen Betrieben wurde als Hemmnis genannt, dass zur Mittagszeit wenig Raum für Gespräche mit der Kundschaft besteht. Weitere Hürden waren wechselnde Mitarbeiter*innen und mangelnde Kommunikation im Team, Sprachbarrieren und Hygiene-Bedenken. Den Sprachproblemen konnte teilweise mit Sprachmittler*innen und/ oder durch engagierte vermittelnde Mitarbeiter*innen begegnet werden. Die hygienerechtlichen Bedenken konnten durch eine Hygieneschulung und begleitende anschauliche Materialien zum Befüllen der mitgebrachten Gefäße ausgeräumt werden.

Mehrweg-Region Berlin: Befüllen im Poolsystem bereitgestellter Gefäße

Art und Anzahl der beteiligten Gastronomiebetriebe

In Berlin haben sich zwölf Gastronomiebetriebe an der Erprobung von Mehrweg-Poolsystemen beteiligt, einige auch in Anschluss an der Erprobung des Individualsystems. Unter den Betrieben sind neben Restaurants mit unterschiedlicher kulinarischer Ausrichtung auch Unverpackt-Läden, Cafés und ein Naturkostladen mit Mittagstisch. Es wurden fünf unterschiedliche Systemanbieter durch die teilnehmenden Betriebe getestet.

Unterstützung durch die Kampagne 'Essen in Mehrweg'
  • Information zu den verschiedenen auf dem Markt verfügbaren Mehrweg-Poolsystemen mit Ansichtsexemplaren der Mehrweggefäße
  • Beratung zu Abläufen, Hygienefragen und Verpackungsnovelle
  • Bereitstellung von Werbe- und Informationsmitteln zur Kommunikation mit den Kundschaft
  • Übernahme der Kosten für die Nutzung der Mehrwegsysteme für die ersten sechs Monate
Erfahrungen

Die Erprobungsphasen in Berlin waren sehr erkenntnisreich. Von den Materialien, die den Gastronom*innen für die Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung gestellt wurden (u. a. Türaufkleber, Thekenaufsteller, Plakate, Beach Flag, Klima-Bonuskarten), waren der Thekenaufsteller und die Plakate am effektivsten, um auf das Mehrweg-Poolsystem hinzuweisen. Die Betriebe wurden auch in ihrer Social-Media-Werbung unterstützt, indem professionelle Fotoaufnahmen für die Postings erstellt wurden.

Während der kontinuierlichen Begleitung der Betriebe wurde herausgearbeitet, dass neben dem bestehenden Angebot auch die Mehrweg-Nachfrage gestärkt werden muss, um Mehrweg erfolgreich zu etablieren. Die sichtbaren Materialien sind in den meisten Fällen nicht ausreichend, um die Kundschaft für Mehrweg zu überzeugen. So wurden in verschiedenen Betrieben Maßnahmen vorgeschlagen und erprobt. Insbesondere die direkte Kund*innen-Ansprache erwies sich als sehr effizient und braucht dabei kaum Voraussetzungen, nur engagierte Mitarbeitende.

Schließlich ist die Anzahl an Mehrwegnutzungen durch die Kundschaft je nach Betrieb sehr unterschiedlich ausgefallen. Einige haben kaum Essen in Mehrweg ausgegeben, andere konnten einen Großteil ihrer Kundschaft dazu überzeugen, Einwegverpackungen zu sparen. Gastronom*innen hatten teilweise mit Hürden zu kämpfen, wie einem erhöhten Platzbedarf und Umstellungen in dem Arbeitsablauf, jedoch entschieden sich schließlich fast alle Betriebe zur Fortführung des Mehrwegangebots.

Fazit: Mehrweg funktioniert nur, wenn die Kundschaft regelmäßig auf das Angebot hingewiesen wird. So können mögliche Bedenken wie zu hoher Pfandbetrag oder Bequemlichkeit mit der Zeit überwunden werden.

Mehrweg-Region Bremen: Befüllen im Poolsystem bereitgestellter Gefäße

Art und Anzahl der beteiligten Gastronomiebetriebe

In Bremen haben sich 33 Gastronomiebetriebe an der Erprobung von Pool-Mehrwegsystemen beteiligt. Darunter sind neben Restaurants mit unterschiedlicher kulinarischer Ausrichtung auch Cafés, öffentliche Kantinen und ein Supermarkt mit Mittagstischangebot. Es wurden fünf unterschiedliche Systemanbieter durch die teilnehmenden Betriebe getestet.

Unterstützung durch die Kampagne 'Essen in Mehrweg'
  • Information zu den verschiedenen auf dem Markt verfügbaren Mehrweg-Poolsystemen mit Ansichtsexemplaren der Mehrweggefäße
  • Beratung zu Abläufen, Hygienefragen bei Befüllung, Rücknahme und Reinigung
  • Bereitstellung von Werbe- und Informationsmitteln zur Kommunikation mit den Kund*innen
  • Übernahme der Kosten für die Nutzung der Mehrwegsysteme für die ersten sechs Monate
Erfahrungen

Die gesammelten Erfahrungen sind sehr positiv. Bei den meisten Gastronom*innen verlief die Einführung der Mehrweg-Poolsysteme ohne größere Probleme. Auch der Umgang mit den Mehrwegbehältern wurde als unproblematisch und gut in bestehende Arbeitsabläufe integrierbar eingeschätzt. Die Bereitschaft der Kund*innen, das neue Mehrwegangebot auszuprobieren, war indes sehr unterschiedlich. Während einige Kund*innen sofort offen für die Nutzung von Mehrwegbehältern waren, mussten andere mehrere Male auf das Angebot hingewiesen werden. Einige waren nicht für die Nutzung von Mehrweggefäßen zu gewinnen. Ein Großteil der Kund*innen, oftmals Stammkundschaft, die die Mehrwegbehälter ausprobiert haben, nutzen diese nun regelmäßig. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass eine erfolgreiche Einführung von Mehrwegsystemen stark von der Bereitstellung von Informationen abhängt. So konnten im Vorfeld Bedenken einiger Gastronom*innen (in Bezug auf Hygiene, befürchteten Mehraufwand oder Mehrkosten) ausgeräumt werden.

Die Übernahme der anfallenden Kosten für die Nutzung der Mehrwegsysteme in den ersten sechs Monaten hat die Erprobungsschwelle zusätzlich gesenkt, da so nicht nur keine Mehrkosten anfielen, sondern in der Regel noch Kosten für Einwegverpackungen eingespart werden konnten. Ob die Mehrweggefäße von der Kundschaft akzeptiert werden, ist insbesondere von einer guten Kommunikation der Gastronom*innen mit den Kund*innen abhängig. Über die aktive Ansprache konnten viele, anfänglich noch unentschlossene, Kund*innen für die Nutzung der Mehrweggefäße gewonnen werden.